In Australien wird 2007 der neue Premierminister gewählt.
Die Wahl des Ministerpräsidenten von NSW vor ein paar Monaten hatte bereits eigenartige Spuren in der australischen Medienlandschaft hinterlassen. So wurden die Interviews des Herausforderers bis zum Wahlschluss chronisch und in der Hauptsendezeit von Funkstörungen begleitet, abgeschnitten und überblendet, sendeplatzverkehrt eingespielt, sowie eine öffentliche Schundkampagne auf der Frontpage der größten regionalen Tageszeitung als auch in den großen regionalen Funkhäusern geschaltet (fast überflüssig zu erwähnen dass er daraufhin weitab verloren hat, oder?!).
Und nun stehen sich Ende November des amtierende Premier John Howard und der Spitzenherausforderer Kevin Rudd gegenüber. Um die zentralen Botschaften ihrer Kampagnen (na klar, beide wollen die Steuern senken) den Wählern mitzuteilen kam es unter anderem im Fernsehen zu einem Rededuell, das tagelang mit einer hübschen Animation der beiden Politiker, die in einer Zirkusmanege ihre Kunststücken vorführen, im Fernsehen angekündigt wurde. Der grüne Herausforderer durfte übrigens gar nicht erst mitmachen. Obwohl er laut öffentlicher Meinung „gleichermaßen nervig gewesen wäre“.
Dieses Fernsehduell darf man sich vom Grundgerüst so vorstellen wie bei uns auch, nur wird hier auf das Ego der Moderatoren verzichtet. In Australien war es ein eingespielter computeranimierter Wurm, der mit Zylinder und Peitsche für den organisatorischen Teil der Show verantwortlich war. Sein wichtigstes Werkzeug war hierbei eine (durch eine handvoll anwesende noch unentschlossene Wähler) stets eingeblendete Bewertung der verkündigten politischen Ziele und Maßnahmen.
Es zeigte sich jedoch recht schnell dass die „unentschlossenen“ Wähler wohl doch nicht so unentschlossen waren, sondern ihre Stimmen bereits vergeben hatten. So bekam der Herausforderer stets die Höchstpunkte während dieser nette, kleine Noch-Premier Mr. Howard es den Bewertungen zufolge durchgängig keinem Recht machen konnte.
Dieses kleine Masterpiece der „neutralen“ Berichterstattung ging live on Air und dem australischen Presserat zeitgleich der Hut hoch!
Da konnte der kleine Wurm noch so sehr seine Peitsche schwingen, nach zweimaliger (!) Intervention des Presserates (der zweimal den Stecker für die Übertragung zog) wurde er mitsamt seiner Wertungen und blinkenden Grafiken bei zweien der drei übertragenden Sendern vom Schirm genommen. Channel 9 hielt als Erfinder des Wurms allerdings an eben diesem fest.
Die Ergebnisse der nachfolgenden Marktforschung zeigen deutlich was passiert, wenn in Australien ein Wurm die Wähler leitet: Böse Verluste auf der einen und märchenhafte Gewinne auf der anderen Seite. Es war als Zirkus angekündigt und Zirkus ist es gewesen!
Montag, 22. Oktober 2007
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